Seeigel Sterben nun auch im Indischen Ozean
26.11.2023
Anfang 2022 starben in der Karibik auf mysteriöse Weise Seeigel. Langstachelige Seeigel (Diadema antillarum) spielen eine entscheidende Rolle in Korallenriffen, da sie Algen abweiden, die sonst die Korallen ersticken würden. Bereits in den 1980er Jahren verschwanden Seeigel während eines massiven Absterbens, dessen Ursache unbekannt war, fast vollständig.
Im März 2023 berichtete ein Forschungsteam über ein Massensterben der Spezies Diadema setosum im Mittelmeer. Das Problem wies ähnliche Pathologien auf wie in der Karibik, was ebenfalls auf eine pathogene Infektion als Ursache schließen lässt.
Der Transport durch Balastwasser in Schiffen, lokale Strömungen und der Fischfrass infizierter Individuen scheinen die Krankheitserreger in unterschiedlichen geografischen Dimensionen zu verbreiten. Aufgrund der Nähe des Mittelmeers zum Roten Meer wurde kurz darauf die Krankheitserreger in die einheimische D. setosum-Population im Roten Meer eingeschleppt - mit möglicherweise katastrophalen Folgen. Und nun, wenige Monate später wurde ein Massensterben auch im Indischen Ozean und auf Sansibar enteckt.
Obwohl Seeigel - insbesondere Diadema und Echinothrix – bei den Küstenbewohnern, Kitesurfer und Touristen aufgrund ihrer riesigen Populationen einen sehr schlechten Ruf haben, ist ihre ökologische Bedeutung enorm. Wir müssen über die möglichen Folgen für die lokalen Korallenriffe wirklich besorgt sein, denn die wichtigsten Algenfresser - die Herbivoren (Pflanzen fressende Fische) sind rund um Sansibar gnadenlos überfischt.
Sofort wurde von den Meereswissenschafler in der Region eine Sea Urchin Taskforce gegründet und nun versucht man das Ausmass des Massensterbens in Erfahrung zu bringen. Glücklicherweise gibt es schon teilweise verlässliche Daten über die Seeigel Populationen. Auch wir haben im Rahmen des Meerwissen Forschungsprojekt SOMWAT von Juni bis September die lokalen Populationen erfasst. Dank diesen Daten werden hoffentlich verlässliche Aussagen über das Vorher-Nachher gemacht werden können. Ein Gegenmittel gegen die patogenen Infektionen ist bisher nicht bekannt.